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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 270

1906 - München : Oldenbourg
270 50. Träume sind Schäume. Antonia, des Erbprinzen Mutter, lag in ihrer Väter Gruft zu Wien begraben, in München war der künftige König Spaniens zumeist von fremden Menschen umgeben, besser also, wenn er vor der Abreise in sein Königreich noch an der Seite des Vaters in Brüssel lebte. Das Ballfest im Palaste des Statthalters der Niederlande versprach einen glänzenden Verlauf zu nehmen. Die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte sowie die Aristokratie der Hauptstadt hatten sich. strahlend von Gold und edlem Gesteine, in den Prachtsälen des hohen Gastgebers eingefunden um sich wieder einmal dem ganzen Zauber des Prunkes und Glanzes hinzugeben, wie er am Hofe des glücklichen Bayernherrschers in fast unerschöpflicher Fülle geboten wurde. Und glücklich war ja Max Emannel, glücklich, wie nur ein Sterblicher sein konnte. Herrscher über ein Volk, auf dessen Liebe und Treue er bauen konnte, Statthalter in einem Land, dessen Reichtum groß und desseu Handel und Gewerbe blühend war, und Vater eines Sohnes, der zum Erben eines Weltreiches bestimmt wurde, in der Tat, die Götter, hätten sie noch wie ehedem die Welt regiert, mußten auf das Glück dieses Mannes neiderfüllte Blicke werfen! Jetzt ließen sich in dem von vielen hundert Wachskerzen taghell erleuchteten Festsaal schmetternde Fanfaren vernehmen; sie verkündeten das Erscheinen des königlichen Statthalters und mit ihm den Beginn der Festlichkeiten. Die Brust von blitzenden Ordenssternen bedeckt und am rotseidenen Bande das goldene Vließ, so zeigte sich die hohe und schlanke Gestalt des bayerischen Kurfürsten am Eingänge des Saales. Eine Reihe prächtig gekleideter Edelknaben, in der Rechten eine brennende Wachsfackel, schritt dem Statthalter mit seinem Gefolge voraus, eiue andere schloß den glanzvollen Zug. Neuerdings ertönten die rauschenden Klänge der Festmusik. An die effektvolle Polonaise, bei der die Paare langsamen Schrittes den Saal durchmaßen, reihte sich erst eine gravitätische Sarabande, dann eine bewegte, heitere Gigue, ein zierliches Menuett. Zuletzt erklangen die gemessenen Töne einer Marche und der Oberstzeremonienmeister bat den Statthalter unter tiefer Verbeugung um die Erlaubnis das Zeichen zum Beginne eines „Festspieles" geben zu dürfen. „Was für Überraschungen!" rief Max Emannel heiter lächelnd, indem er mit leichtem Kopfnicken die nachgesuchte Erlaubnis erteilte. Kaum hatte er den ihm bestimmten Ehrenplatz eingenommen, da teilte sich im Hintergründe des großen Saales ein Vorhang und die einzelnen Gruppen des Festzuges begannen sich unter den Klängen eines Kriegsmarsches zu entwickeln und langsamen Schrittes vor den Augen des Gefeierten und der Gäste desselben vorüberzuwandeln.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 356

1906 - München : Oldenbourg
356 67. Johann Konrad Grübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Schnürchen." Der Herzog von Birkenfeld ließ unverzüglich alle Hofbeamten, Minister und Generale dem rechtmäßigen Nachfolger Treue schwören, die Garnison stellte sich aus den Plätzen der Stadt in Reih und Glied und wurde vereidigt. Ein Hofbeamter von einer Reitertruppe begleitet fuhr dem neuen Landesherrn mit der amtlichen Nachricht vom Ableben des Oheims entgegen. Die Papiere des Grafen Zeschwitz und des Kabinettssekretärs von Lippert, den Westenrieder in seinem Tagebuch mit wunderlicher Übertreibung den „bayerischen Robespierre" nennt, wurden versiegelt, dem Fürsten von Bretzenheim, Karl Theodors natürlichem Sohn, die Auslösung der bayerischen Ritterloge vom Malteserorden angezeigt. Die Bevölkerung machte Feiertag. Trotz der Februarkälte und dem Schnee auf den Straßen war es allenthalben lebendig. Zahlreiche Flugblätter erschienen, gedruckt und geschrieben, alle siegesfrohen, aber nicht alle reinlichen Inhalts. Geschmacklose Gesellen begeiferten mit Hohn und Spott den Mann, der doch für immer die Waffen gestreckt, der München den Englischen Garten geschenkt hatte. Am 20. Februar traf Max Joseph in München ein, vom Herzog von Birkenseld und von den städtischen und ständischen Würdenträgern empfangen, mit frohem Zuruf von den dichtgedrängten Massen auf Straßen und Plätzen und aus den Fenstern der geschmückten Häuser begrüßt. Der Jubel des Volkes war der Ausdruck seiner zuversichtlichen Erwartung: „es wird jetzt besser werden im Bayernland!"----------------- Dankbar bestätigt nach hundert Jahren die Geschichte, daß dieser Hoff-mmg eine glückliche Erfüllung beschießen war. 67. Johann Konrad (Brübel als Chronist des Lüneviller Friedens. Don Hans Probst.* Der ersten Gedichtsammlung, die Johann Konrad Grübel als angehender Sechziger im Jahre 1798 herausgab, spendete namentlich Goethe freundlichen Beifall; er hob hervor, es zeige sich darin „ein Mann von fröhlichem Gemüt und heiterer Laune, der die Welt mit einem glücklichen, gefunden Auge sieht." Als nach einigen Jahren neuerdings Wetschen des Stadtfläschners erschienen, fand Goethe es besonders merkwürdig, „wie er in schlimmen Tagen Vch in gleichem Humor erhielt." - In der Tat war es in den schlimmen Tagen, die es um die Wende des Jahrhunderts wie überall so auch in Nürnberg gab, für den alternden Volksdichter ein Kunststück die gute Laune nicht völlig zu verlieren. Die Drangsale, die seine Vaterstadt vom Dezember 1800 an auszustehen hatte, schildert er frisch und anschaulich in einer kleinen Reimchronik. Wöi Mancher haut's niht überlebt! Ich bin, Gott Lob! noh dau.

3. Geschichte des Altertums - S. 334

1889 - Wiesbaden : Kunze
334 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. und erbitterte dadurch den Kaiser so, daß er ihren Tod, den Tod der eignen Mutter, beschloß. Es wurde ein Schiff gebaut, welches durch eine besondere Vorrichtung in Trümmer ging. Agrippina bestieg dasselbe ohne Argwohn; aber kaum war sie an Bord gegangen und das Schiff auf hoher See, so fiel es auseinander. Schwimmend erreichte aber die Kaiserin Mutter erst einen Kahn und dann das Land; doch Nero, welcher von dem Zorne seiner Mutter das Schlimmste fürchtete, ließ sie nun umbringen. Auf den Rat der nichtswürdigen Poppäa Sabina, der schönen und geistreichen Gemahlin des vornehmen Senators Otho, wurde Octavia verbannt und unter den schändlichsten Beschuldigungen hingerichtet. Poppäa trennte sich nun von ihrem Gemahle und heiratete den Kaiser; aber nicht lange währte ihr Glück. Sie machte Nero einmal Vorwürfe über feine Thorheiten: ein Fußtritt war die Antwort und endete ihr Leben. Nero zeigte darnach den größten Schmerz, versetzte Poppäa unter die Gottheiten und errichtete ihr eine Kapelle, welche die Inschrift trug: „Der leibhaften Venus, Sabina, gewidmet von Roms Frauen." Poppäas Verschwendungssucht war lächerlich. Sie unterhielt 500 Eselinnen, welche ihr die Milch für ihre täglichen Bäder lieferten, und diese Herde folgte ihr auch auf die Reife. Die Hufe ihrer Maultiere, welche die Sänfte trugen, waren mit Gold beschlagen; ihr Hausrat und ihre Garderobe überstiegen alles, was je in Rom gesehen war. Die heldenmütige Arria. Ähnlich der trefflichen älteren Agrippina ist Arria, die Gemahlin des Pätus, welcher als Teilhaber einer verunglückten Verschwörung gegen Claudius Cäsar gefangen nach Rom geführt wurde. Vergeblich hatte sie gefleht, ihren Gemahl begleiten zu dürfen. Sie folgte dem Schiffe in einem zerbrechlichen Kahne über das stürmische adriatische Meer. Schon früher hatte sie einmal Beweise ihrer Geistesstärke gegeben. Ihr Gemahl und ein blühender Sohn waren heftig erkrankt. Der Jüngling starb, und Arria veranstaltete, ohne daß Pätus etwas erfuhr, fein Leichenbegängnis. So oft sie nach feinem Befinden gefragt wurde, versicherte sie, es gehe ihm wohl, und erst wenn sie das Krankenbett des siechen Pätus verlassen hatte, gab sie sich ihrem unermeßlichen Schmerze hin. Nach der Gefangennehmung ihres Gatten stand ihr Entschluß fest. Ihre Verwandten suchten sie davon abzubringen, und ihr Schwiegersohn fragte sie einst, ob sie denn auch wünsche, daß ihre Tochter stürbe, wenn er einmal den Tod erleiden sollte.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 149

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kuren. ersten Storches sehr erfreut, wollte aber in ihrer großen Gutmütigkeit ihr Kammermädchen mit teilnehmen lassen an dieser frohen Überraschung. Sicher voraussetzend, daß dieses Naturkind in hellen Jubel ausbrechen werde, sagte sie auf lettisch zu ihr: „Eva," (es ist dies ein bei der kurländischen weiblichen Bevölkerung sehr häufiger Name) „Eva, sieh doch 'mal aus dem Fenster!" Welch Erstaunen indes ergreift die Gräfin, als ihre Eva, kaum daß sie aus dem Fenster gesehen, den Kopf abwendet und in Tränen ausbricht. „Aber, was hast du denn, Eva?" fragt die Gräfin. Nachdem das Kammermädchen lange vor Schluchzen kein Wort hervorzubringen vermochte, antwortet sie endlich: „Ach, gnädige Mutter, das hättet Ihr mir nicht zeigen sollen!" — „Und warum Denn nicht?" entgegnet, immer mehr in Staunen geratend, die Gräfin. „Ei, wißt Ihr denn nicht," antwortet das Kammermädchen unter einem reichen Tränenstrome, „daß, wenn man den ersten Storch fliegend erblickt, man noch ein ganzes Jahr keine Heimat findet." (Dieser Ausdruck bedeutet, wie mir erklärt wurde, nach lettischer Auffassungsweise: noch nicht verheiratet werden.) „Wenn man aber den ersten Storch auf dem Dache eines Hauses sieht, dann wird man auch bald als Frau in die Heimat einziehen." Natürlich sprach ich gegen die Gräfin den Wunsch aus, bald die heiratslustige Eva sehen zu dürfen, und nicht lange darauf nannten wir sie alle auf meinen muntern Vorschlag: das Storchmädchen. Die Kuren pflegten früher am Tage Allerseelen (2. November) in einem verschlossenen Zimmer einen Tisch hinzustellen, den sie mit Brot, Fleisch, Eiern, Honig, kurz, mit einer Menge Eßwarcn überluden, um die Geister der Voreltern m speisen. Sie taten solches in der Meinung, daß die selig Verstorbenen im Himmel alle ihre Lieblingsgerichte zu essen bekommen. Die Religion der kurischen Landbevölkerung ist die evangelische. Es kommen nur einzelne römisch-katholische Gemeinden vor. Die griechisch-katholische Relig'on zählt unter den kurischen Bauern fast kein einziges Mitglied. Dr? russischen Popen (Weltgeistlichen) haben durch ihr; falschen Verheißungen, daß die zur griechischen Religion Übertretenden vom Staate Ländereien bekommen und von der Rekrutenaushebung befreit sein sollten, in Kurland sehr wenig ausgerichtet, weil die Gutsherren ihre Bauern warnten und ihnen stets zuriefen: „Trauet nicht diesen Vorspiegelungen!" Ein Baron erzählte mir, daß ein kurischer Bauer von sehr Hellem Verstände nd schlagendem Witze durch ein einleuchtendes Beispiel seine Standes-genossen davon überzeugt habe, wie ihre lutherische Religion die bessere sei. Der Bar r sagte ungefähr folgendes: „Wenn einer von Euch ein Pferd aus den Markt in dir Stadt gebracht hätte, und ein Fremder machte sich an ihn heran, suchte ihn zu überreden,, daß sie ihre Ros'e gegenseitig austauschten und verspräche ihm eine bedeutende Summe dazu, was würdet Ihr da denken? Müßtet Ihr nicht unbedingt glauben, Euer Pferd sei viel besser als das seinige? So ist es auch mit der Religion der Popen. Sie versprechen Ländereien, Befreiung vom Militärdienst und alles mögliche (wie in Livland), wenn wir nur ihre Religion annehmen wollen. Ich denke, wir bleiben bei unserm

6. Geschichte der Neuzeit - S. 157

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 10, 7. Ludwigs Xiv. Hof- und Privatleben. 157 Rocke mit leichter Stickerei, in einer reich verbrämten Atlasweste und in Schuhen. Ringe trug er nicht, aber kostbare Steine an den Schuh-, Knie- und Hutschnallen. Ihr Wert ward aus acht Millionen Franken geschätzt. Den Kops bedeckte ein dreieckiger Hut mit Federn, unter welchem eine ungeheure Perrücke saß, die in gewaltigen Locken über den Rücken herabhing und das Gesicht fast ganz unkenntlich machte. Goldtressen, Halskrausen und Manschetten hoben den feinen Anzug, welcher den übrigen Kavalieren als Muster galt. Ebenso großartig war der Putz der Hofdamen, welche von Gold und Edelsteinen fast erdrückt wurden und dabei durch künstliche Mittel ihre Schönheit zu heben eifrig bemüht waren. Unter den Frauen bei Hose waren außer der Königin Maria Theresia noch besondere Günstlinge und Freundinnen (§. 17), wie die Marquise von Montespan, Fräulein von Iontagnes und Frau von Maintenon, die einflußreichste von allen. Ludwigs Tagesordnung war genau bestimmt. Infolge der Nachtschwärmereien verließ Ludwig nie vor neun Uhr das Lager. Nachdem er vom ersten Kammerdiener geweckt worden war, trat die Oberhofmeisterin herein und küßte ihn nach einem alten abergläubischen Brauch. Bald erschienen eine ziemliche Anzahl von Hofleuten, teils um den König zu unterhalten, teils um ihm bei der Toilette behilflich zu sein, oder mit ihm zu beten. Nach der Messe ging der König ins Kabinett, wo Ministerrat gehalten wurde. Er speiste allein; sein Bruder, seine Söhne und Enkel sahen ihm stehend zu. Nach Tische wurden die Hunde gefüttert; Spiel oder Ausfahrten kürzten den Rest des Tages. Das Abendessen war glänzender als das Mittagessen; es begann um zehn Uhr. Ein Kammerdiener las die Namen deret vor, welche zur Tafel gezogen wurden. Gewöhnlich waren zu dieser Ehre außer den Prinzen und Prinzessinnen die ersten Hofchargen ausersehen. Nach Tische unterhielt sich der König im Speisesaale noch einige Zeit, dann zog er sich in sein Schlafzimmer zurück, wohin ihm die nämlichen Diener und Priester folgten, welche ihm beim Ausstehen und Ankleiden behilflich gewesen waren. In den letzten Jahren seines Lebens mußte Ludwig noch die traurigsten Erfahrungen machen. 1711 starb sein ältester Sohn Ludwig in seinem 50. Jahre an den Blattern. Seine Enkel, welche der gelehrte A666 Fenelon erzogen hatte, folgten dem Vater 1712 und 1714 in den Tod. Ein dritter Enkel, Philipp V., saß auf dem spanischen Throne und war deshalb von der Thronfolge in Frankreich ausgeschlossen. So blieb zuletzt nur ein Erbe übrig, Ludwigs Urenkel, Ludwig Xv., ein Knabe von fünf Jahren. Der

7. Geschichte der Neuzeit - S. 271

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Friedrich Wilhelm Ii. u. Iii. 271 Königreich Holland, der Marschall Berthier das Herzogtum Neufchatel, Murat, welcher früher Koch gewesen, dann General und Schwager des Kaisers geworden war, das Großherzogtum Kleve und Berg am Niederrhein. Auch in Deutschland schaltete er ganz als unumschränkter Herr über Fürsten und Völker. Sein Wille war höchstes Gesetz. Spione hinterbrachten, wer eine andere Meinung zu haben wagte. Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Flugschrift „Deutschlands Erniedrigung" versandt. Er wurde (1806) plötzlich von französischen Gendarmen ergriffen und, da er den Verfasser nicht nennen konnte, erschossen. §. 2z. fkeujjens dnucdngting. Friedrich Wilhelm Ii. 1786 — 1797. Nach Friedrichs des Großen Tode folgte Friedrich Wilhelm Ii., Sohn August Wilhelms (t 1758), des ältesten Bruders Friedrichs Ii., auf dem preußischen ^hron. Er war von milder und wohlwollender Gesinnung, aber schwankenden Charakters und sinnlichen Wesens. Der unermüdliche rz'leiß und die weise Sparsamkeit seiner Vorgänger gingen ihm ab; die Verwaltung des Staates und des Heerwesens ruhten in fremden Händen und wurden nicht auf der früheren Höhe erhalten. Günstlinge und Frauen, vor allen die Gräfin Sichtertau, Tochter eines Kammermusikers, beherrschten den König. Zu Anfang seiner Regierung schaffte er die drückende Regie, sowie das Tabaks- und Kaffeemonopol ab und entließ die verhaßten französischen Beamten, mußte aber bald andere belastende Steuern an die Stelle setzen. Das unter Friedrich Ii. begonnene Gesetzbuch, das Allgemeine Landrecht, wurde beendigt und eingeführt. Als die von Frankreich eindringende „Aufklärung" das Volk in seinem Glauben schädigte und die sogenannte „Vernunftreligion" Gleichgültigkeit und Spott gegen die religiösen Wahrheiten hervorries, erließ der Minister Sböuner 1788 ein Religionsedikt, welches Geistlichen und Lehrern die Abweichung von den angenommenen Grundwahrheiten der christlichen Kirche verbot; die Veröffentlichung irreligiöser Schriften wurde untersagt. Hoffahrt und Verschwendung am Hos übten aber fortgesetzt einen verderblichen Einfluß auf das Volk aus, und die Kraft des Staates erschlaffte. Die äußere Politik führte anfangs der unter Friedrich Ii. gebildete tüchtige Hertzberg, später ließ sich der König von persönlichen Stimmungen leiten. Als in Holland die republikanische

8. Geschichte der Neuzeit - S. 121

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 7. Die Frauen des ersten Zeitraums. 121 kindlich, Brot, Bier und andere Lebensmittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die dort übersetzenden spanischen Truppen zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke dicht bei der Stadt abbrechen und in einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, damit die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung führe- Der spanische General näherte sich in Begleitung des Herzogs Heinrich von Braunschweig und seiner Söhne der Stadt und bat sich durch einen Boten bei Katharina auf ein Morgenbrot zu Gaste. Man würde geben, was das Haus vermöchte, mar die Antwort; seine Excellenz möchten vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht des Schutzbriefs noch einmal zu gedenken und dem spanischen General die gewissenhafte Beobachtung desselben ans Herz zu legen. Ein freundlicher Empfang und eine gutbesetzte Tafel erwarteten den Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die thüringischen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt, als ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft. Es wird ihr gemeldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die Spanier den Bauern das Vieh mit Gewalt weggetrieben hätten. Katharina war eine Mutter ihres Volkes; was dem ärmsten ihrer Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegenwart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich zu bewaffnen und die Schloßpforten wohl zu verriegeln; sie selbst begiebt sich wieder nach dem Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden und wie schlecht man das gegebene Wort gehalten. Man erwiderte ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei und daß bei einem Durchmarsche von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten seien. ,Das wollen wir doch sehen', antwortete sie aufgebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das ihrige wieder werden, oder bei Gott, Fürstenblut für Ochfenblut!" Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Augenblicken mit Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritte dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen handfesten Menge

9. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 95

1879 - Leipzig : Teubner
Geusen. Alba 1567. 95 eine Bittschrift um Aufhebung der Ketzergerichte zu überreichen. Sie zogen zu Pferde in die Stadt ein und gingen dann in langem Zuge, je zwei und zwei, an ihrer Spitze Graf Heinrich von Brederode, durch die Straßen nach dem Schlosse. Als Margaretha den Zug sich nähern sah, erschrak sie; doch einer ihrer Räthe, der Graf von Barlaimont, sagte zu ihr: „ce n'est qu’un tas de gueux (das ist nur ein Haufe von Bettlern)!" Einige von den Edelleuten hatten die Worte gehört, und als die Bittsteller darauf sich zu entern Gastmahle versammelten, ließ Brederode scherzend einen Bettelsack und einen hölzernen Becher bringen und die Reihe herumgehen mit dem Toast: „Vivent les gueux!“ Die ganze Partei nahm diesen Namen gueux oder Geusen an, und sie trugen fortan als Ehrenzeichen am Halse eine Schaumünze mit dem Bilde des Königs und der Umschrift: „Getreu dem König bis zum Bettelsack". Die Statthalterin hatte die Geusen gütig empfangen und ihnen versprochen, ihre Bitte dem König vorzulegen, da sie nicht selbst entscheiden könne. Da der König aber mit der Antwort auf sich warten ließ, so entstand Unzufriedenheit nicht blos bei dem Adel, sondern auch bei dem Volke; ja der Pöbel, aufgeregt durch fanatische Prediger, begann in verschiedenen Städten Aufruhr und Tumult, er stürmte und zerstörte die Kirchen und Klöster und zerschlug die Heiligenbilder. Der Adel war bei diesen Tumulten wahrscheinlich nicht ohne Antheil; zuletzt aber, als das Unwesen alles Maß überschritt, that er Einhalt und nöthigte die Statthalterin zu einem Vertrag, nach welchem die Glaubensrichter ihr Geschäft ruhen ließen. Aber Philipp war damit nicht zufrieden und ließ den Herzog Alba von Italien aus mit einem Heere von ‘20,000 Spaniern nach den Niederlanden ziehen (1567). Ms man von dem Anzuge des Herzogs, desfeu Härte und Mutiger Haß gegen die Protestanten bekannt war, hörte, riethen die Muthigsten von dem Adel zu bewaffnetem Widerstände; aber die Gemäßigteren, unter denen auch Hoorn und Egmont, vertrauten noch auf die Gnade des Königs und ent-

10. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 238

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
2zg Siebenter Abschnitt. So wie fein letzter Gang mit seinen Gefährten vor seiner Abfahrt in die Kirche gewesen war, so ging er auch jetzt, nach seiner Ankunft, in feierlicher Pro- cession, wieder zuerst dahin. Sein nächstes Geschäft war dann, dem Könige und der Königin von seiner Ankunft Nachricht zu geben. Auf die ehrenvollste Weise wurde er, zur nähern Berichtserstaitung, an den Hof geladen, der damals zu Barcelona residirte. Seine Reise dahin war ein beständiger Triumphzug, und sein Empfang so auszeichnend, wie er nur seyn konnte. Auf königlichen Befehl waren Anstalten zu einem feierlichen und höchst prächtigen Einzuge in Barcelona getroffen. Dem Entdecker der neuen Welt voran, gingen die Beweise der Wahrheit und des Werths seiner Verheißungen und gemachten Entdeckungen. — Zuerst kamen die Menschen, dann die goldnen Gefäße, Goldlkücke und Goldkörner, und hinter diesen die übrigen Produkte der neuen Welt. Wie sehr man alles dies auch anstaunte, so war und blieb doch Colombo selbst der Hauptgegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit und Bewunderung. — Der König und die Königin empfingen ihn, auf dem Throne, in ihrem königlichen Schmucke. Bei seiner Annäherung erhoben sie sich, und reichten dem Ad- miral die Hände zum Kuß, dercknieend diese Gunst- bezeugung empfing. Die Königinn hob ihn huld- voll auf, hieß ihn sich auf einen Stuhl, . t der Nähe des Throns, niederlassen, und seine Erzählung be- ginnen. — So einfach und von jeder Verschöne- rung -entkleidet diese auch war, so machte sie doch eine eben so allgemeine, als tiefe und eingreifende Wirkung. Sie befriedigte nicht nur alle Zuhörer, sondern riß sie auch zum Erstaunen und zur Bewun- derung hin. Nachdem er geendet hatte, fielen König und Königin auf ihre Kniee nieder, und dankten Gott, auf die feierlichste Weise, für diese neue Be- glückung ihrer Negierung. Dann entledigte man sich der zweiten Pflicht, der Dankbarkeit gegen den Entdecker. Colombo wurde, mit seiner ganzen Fa- milie, unter den hohen spanischen Adel aufgenom- men, und der mit ihm geschlossene Vertrag auf das
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